„Selbst-Bewusstseins"- und Konflikttraining für die Jungen der Jahrgangsstufe 9 - unser Konzept
Mit dem Leitgedanken einer geschlechtersensiblen Koedukation werden am Reichenbach-Gymnasium in Ennepetal zeitweise getrennt-geschlechtliche Angebote gemacht.
Im Jahrgang 9 wird der Mädchen- und der Jungengruppe jeder Klasse auf der Grundlage emanzipatorischer Jugendarbeit 14-tägig doppelstündig Raum für Reflexionen bei gleichen Themen mit zum Teil unterschiedlichen Schwerpunkten gegeben.
Im Rahmen dieser Stunden werden bei geschlechtersensibler Betrachtung Themenbereiche wie Selbstwahrnehmung, Selbstdarstellung und Selbstbehauptung sowie Beziehungsaspekte behandelt. Dabei spielt die Wahrnehmung von und der Umgang mit Körperlichkeiten bei den verwendeten Methoden aus dem Bereich der Theater- sowie Abenteuer- und Erlebnispädagogik eine ebenso wichtige Rolle wie die kognitive Verarbeitung im Gruppengespräch, in Präsentationen und Podiumsdiskussionen, in Rollenspielen, Videoaufnahmen und deren Analysen.
Erste Anwendungen erfahren Mädchen wie Jungen im Rahmen des in der Jahrgangsstufe 9 durchgeführten Betriebspraktikums, das dementsprechend hier vor- und nachbereitet wird.
Ebenso findet AIDS-Prophylaxe in diesen Stunden Raum. Nicht nur in diesem Zusammenhang wird die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern forciert. Diese geschieht z.B. durch Theaterbesuche, den Besuch anderer externer Lernstätten oder die Hinzunahme externer Experten und wird insbesondere bei weiteren sensiblen Themenbereichen wie dem Konflikttraining oder dem Umgang mit Mobbing favorisiert.
Der Schwerpunkt der Jungenarbeit kann als „Selbst-Bewusstseins"- und Konflikttraining benannt werden. Hierbei geht es um Unterstützung und Orientierung dabei, neue Erfahrungen bei der Suche nach einer eigenen männlichen Identität auf dem Weg ins Erwachsenenleben anzubieten.
Das Konzept sieht folgende inhaltlichen Schwerpunkte und möglichen Ziele vor:
- Die Stärkung kommunikativer Kompetenz in nonverbaler und verbaler Kommunikation.
- Die Entwicklung eines Bewusstseins für eigene Gefühle und Sichtweisen sowie die Wirkung des eigenen Verhaltens auf andere.
- Die Entwicklung und Stärkung des Selbstwertgefühls sowie Förderung selbstbewussten Verhaltens im Alltag.
- Eine kritische Reflexion der männlichen und weiblichen Geschlechterrollen und Sozialisierung in der Jungenentwicklung auf der Grundlage von Selbsterfahrungen in der Auseinandersetzung mit der eigenen männlichen Identität.
- Die Thematisierung menschlicher Beziehungen: Werte / Normen / Grenzen und den Umgang mit Grenzsetzung / Grenzverletzung und in Folge dessen das Entwickeln effektiver Strategien zur gewaltfreien Konfliktbewältigung. Dabei spielen ebenfalls kriminologische Gesichtspunkte, Aspekte von Sexualstraftaten und die Entwicklung von Unrechtsbewusstsein eine Rolle, was zu einer Sensibilisierung für Gewalt an Mädchen und Frauen (aber auch an Jungen und Männern) und der Entwicklung von Empathie für die Opfer beitragen soll.
- Als allgemeine Zielsetzung kann hier die Entwicklung von Vertrauen in die eigene Handlungskompetenz und Stärke auch in Konfliktsituationen, unter Stress, im Umgang mit Gefühlen, z.B. unter Wahrnehmung eigener Aggressionen auch unter Wahrnehmung von Ablehnung und Grenzsetzung formuliert werden.